Interaktiver Betzavta-Vortrag

Jahrestagung des Institute For Digital Participation

ZENTRALE INFORMATIONEN AUF EINEN BLICK

Wie demokratisch ist digitale Teilhabe – zwischen Anspruch und Realität:
Eine kritische Auseinandersetzung mit neuen Beteiligungsformaten, digitaler Ungleichheit und
dem Potenzial des Dritten Sektors als Lern- und Ermöglichungsraum

Digitale Technologien verändern die Voraussetzungen demokratischer Teilhabe grundlegend. Beteiligungsformate verlagern sich zunehmend in digitale Räume, etwa durch Plattformen, digitale Dialogformate und andere innovative Ansätze. Oft werden größere Reichweite, mehr Mitsprache und erhöhte Sichtbarkeit als Zeichen einer fortschreitenden Demokratisierung gewertet.

Doch digitale Teilhabe ist nicht automatisch demokratisch. Wer nicht über die entsprechende Kompetenzen, den technische Zugang oder ausreichende Medienkompetenz verfügt, wird faktisch ausgeschlossen, selbst wenn Angebote formal offenstehen. So besteht die Gefahr, dass bestehende Ungleichheiten durch den digitalen Wandel nicht nur fortgeschrieben, sondern sogar verstärkt werden.

Es entstehen neue Ausschlussmechanismen, Formen der Scheinbeteiligung und
Machtkonzentrationen im Hintergrund digitaler Infrastrukturen. Gleichzeitig eröffnen digitale Technologien neue Möglichkeiten demokratischer Praxis. Sie ermöglichen niedrigschwellige Beteiligung, flexible Formate und bieten die Chance, marginalisierte Stimmen sichtbarer zu machen. Ob diese Potenziale tatsächlich genutzt oder unterlaufen werden, hängt maßgeblich von der Gestaltung der digitalen Rahmenbedingungen sowie der Verteilung von Zugang und Kompetenzen ab.

Organisationen des Dritten Sektors erreichen vielfach Gruppen, die von digitalen Beteiligungsformaten bislang kaum angesprochen werden. Auch ältere, bildungsferne oder geografisch abgelegene Zielgruppen engagieren sich häufig über zivilgesellschaftliche Strukturen. Nähe und Vertrauen in seine Organisationen machen den dritten Sektor zu einem wichtigen Akteur in der Förderung demokratischer Teilhabe. Nicht nur als Anbieter von Dienstleistungen, sondern auch als Lernort und Ermöglichungsraum für politische und digitale Partizipation.

Thematische Leitlinien

Digitale Beteiligung: neue Möglichkeiten oder Illusion?
Digitale Beteiligung eröffnet neue Möglichkeiten, indem sie Bürger*innen erlaubt, orts- und zeitunabhängig an politischen Prozessen teilzunehmen und ihre Meinungen einzubringen. Digitale Plattformen bieten Flexibilität, Transparenz und können mehr Menschen gleichzeitig erreichen, auch solche, die sonst ausgeschlossen wären, etwa durch eingeschränkte Mobilität. Allerdings bleibt der Zugang nicht für alle gleich. Technische Hürden, mangelnde Infrastruktur, fehlende digitale Kompetenzen und mediale Urteilskraft schließen weiterhin bestimmte Gruppen aus. Ohne strategische Einbettung und analoge Ergänzungen droht digitale Beteiligung zur Illusion zu werden, da sie nicht alle Bürgerinnen gleichermaßen einbindet.

Demokratie im digitalen Raum zwischen Sichtbarkeit und Machtasymmetrie
Die Demokratie im digitalen Raum bewegt sich zwischen größerer Sichtbarkeit und neuen Machtasymmetrien. Einerseits ermöglichen digitale Plattformen mehr Menschen, sich öffentlich zu äußern und am politischen Diskurs teilzunehmen, wodurch neue Stimmen sichtbar werden und gesellschaftliche Vielfalt gestärkt werden kann. Andererseits entstehen durch die Dominanz großer, kommerzieller Plattformen, algorithmische Steuerung und gezielte Beeinflussung neue
Machtasymmetrien, die demokratische Prozesse gefährden können. Polarisierung, Echokammern, Desinformation und die Benachteiligung marginalisierter Gruppen nehmen zu. Die Herausforderung besteht darin, digitale Öffentlichkeiten so zu gestalten, dass demokratische Prinzipien wie Transparenz, Teilhabe und Chancengleichheit gewahrt bleiben.

Digitale Spaltung und Kompetenzgefälle: Vertiefung bestehender Ungleichheiten
Digitale Spaltung und Kompetenzgefälle vertiefen bestehende gesellschaftliche Ungleichheiten. Wer keinen Zugang zu digitalen Technologien oder nicht über ausreichende digitale Kompetenzen verfügt, bleibt von wichtigen Beteiligungsprozessen ausgeschlossen. Dies betrifft oft ältere Menschen, sozial Benachteiligte oder Menschen mit Migrationshintergrund. Dadurch werden demokratische Teilhabechancen ungleich verteilt und bestehende Machtverhältnisse verstärkt. Um echte digitale Demokratie zu ermöglichen, müssen gezielte Maßnahmen zur Förderung digitaler Kompetenzen und zum Abbau von Zugangshürden ergriffen werden, damit alle gesellschaftlichen Gruppen gleichberechtigt partizipieren können.

Freiwilliges Engagement und das Potential des Dritten Sektors als Lern- & Ermöglichungsraum
Der Dritte Sektor spielt eine zentrale Rolle für Demokratie und digitale Teilhabe. Mit seinen gemeinnützigen Organisationen, Vereinen und Initiativen bietet er ein enormes Potenzial als Lern- und Ermöglichungsraum. Hier entstehen Möglichkeiten, demokratische Werte wie Mitbestimmung, Solidarität und Verantwortungsbewusstsein praktisch zu erleben und weiterzuentwickeln.
Gerade im Kontext freiwilligen Engagements zeigt sich das besondere Potenzial des Dritten Sektors. Er ermöglicht es Menschen, unabhängig von parteipolitischen oder wirtschaftlichen Interessen gesellschaftlich aktiv zu werden. Engagement wird dabei nicht als bloßes Mittel zum Zweck verstanden, sondern als Beitrag zur Gestaltung des Gemeinwohls und als Ausdruck demokratischer Verantwortung.
Im digitalen Wandel kommt dem Dritten Sektor eine doppelte Rolle zu. Einerseits ist er selbst von neuen Anforderungen an Kommunikation, Koordination und Sichtbarkeit betroffen. Andererseits kann er als Vermittler, Übersetzer und Brückenbauer zwischen Menschen und Technologien neue Räume für digitale Teilhabe erschließen.


Zielgruppe:
Die Tagung richtet sich an eine diverse Zielgruppe, um unterschiedliche Perspektiven
und Expertisen einzubringen:

  • Wissenschaftler*innen und Studierende
    bringen aktuelle Forschungsperspektiven und innovative Ansätze in die Diskussion ein und
    fördern den Wissenstransfer zwischen Theorie und Praxis.
  • Mitarbeiter*innen aus Freiwilligenorganisationen
    sind zentrale Akteurinnen der digitalen Teilhabe und bringen wertvolle Praxiserfahrungen ein.
  • Verantwortliche und Mitarbeiter*innen aus Weiterbildungsorganisationen
    unterstützen die Entwicklung und Vermittlung von Kompetenzen, die für gelingende digitale und demokratische Beteiligung unerlässlich sind.
  • Vertreter*innen aus Politik, Verwaltung und Medien
    werden eingeladen, um politische Rahmenbedingungen, gesellschaftliche Entwicklungen und die öffentliche Wahrnehmung von digitaler Teilhabe aktiv mitzugestalten.




– institute for digital participation
https://www.ifdp.at
ZVR: 1616142881

  • Zielgruppe:
    offen für alle Interessierte
  • Termin:
    03. November 2025
    09:00 – 17:00
  • Ort:
    Catamaran Veranstaltungszentrum des ÖGB
    1020 Wien, Johann-Böhm-Platz 1

  • Anmeldung:
    www.ifdp.at/Fed2

    Die Teilnahme an der Veranstaltung ist kostenlos, begrenzte Teilnehmerzahl
  • Facilitator*innen:
    Ola Frühwirth
    Sabine Sommer

geplanter Ablauf:

Begrüßung: Mag. Robert J. Fritz, BA MBA

Moderation: ao.Univ.-Prof. Dr. Michaela Schaffhauser-Linzatti

Keynote: Mag. Stefan Wallner (Bündnis für Gemeinnützigkeit)

Impulsvorträge:
– Mag. Klaus Schwertner (Caritas der Erzdiözese Wien) – angefragt
– Univ.-Prof. Di Dr. Stefan Oppl (UWK)
– Ingrid Brodnig BA – angefragt

Interaktives Demokravtiespiel (Betzavta):
Ola Frühwirth und Sabine Sommer

Breakout-Sessions / Workshops
Mehrere Workshops bieten TeilnehmerInnen die Möglichkeit zur Beteiligung um die Themen der
Tagung zu vertiefen.

Podiumsdiskussion
In der Podiumsdiskussion diskutieren Expert*innen aus Politik, Medien, Bildung, Digitalisierung und dem Dritten Sektor die Chancen und Herausforderungen digitaler Teilhabe für die Demokratie. Im Fokus stehen dabei sowohl innovative Beteiligungsformate als auch Fragen der digitalen Ungleichheit und der Rolle zivilgesellschaftlicher Organisationen als Brückenbauer.

Bedeutung und Nutzen der Veranstaltung

Beitrag zur Förderung des freiwilligen Engagements:
Die Tagung widmet sich explizit der Stärkung und Weiterentwicklung freiwilligen Engagements im digitalen Zeitalter. Sie diskutiert Herausforderungen und Potenziale digitaler Beteiligung und legt einen Schwerpunkt auf die Rolle des Dritten Sektors als Ermöglichungs- und Lernraum.

Förderung der Reflexion und des Austauschs:
Die Veranstaltung bietet Raum für kritische Reflexion und Erfahrungsaustausch zwischen
verschiedenen Akteur*innen. Sie fördert die Vernetzung und Zusammenarbeit über Sektorengrenzen hinweg.

Zielgruppenorientierung und Inklusion:
Die Tagung richtet sich an eine breite, diverse Zielgruppe, von Wissenschaft über Zivilgesellschaft bis hin zu Politik und Medien. Damit wird sichergestellt, dass unterschiedliche Perspektiven einfließen.

Innovative und nachhaltige Ansätze:
Mit Formaten wie dem Demokratiespiel und der Einbindung interaktiver Workshops werden innovative Wege beschritten, die auch nach der Tagung weiterwirken können.

Vorbildwirkung
Die geplante Tagung „Wie demokratisch ist digitale Teilhabe – zwischen Anspruch und Realität“ setzt ein starkes Zeichen für die Förderung demokratischer Werte und digitaler Inklusion. Sie nimmt eine Vorreiterrolle ein, indem sie zentrale Herausforderungen und Chancen digitaler Beteiligung kritisch beleuchtet und praxisnah diskutiert. Durch die interdisziplinäre Zusammensetzung der Referent*innen und Teilnehmenden, die gezielte Einbindung von Wissenschaft, Zivilgesellschaft, Politik und Medien sowie innovative Formate wie interaktive Demokratiespiele und Break-out Sessions, schafft die Veranstaltung einen Raum für lebendigen Austausch.
Die Tagung fungiert als Modell für partizipative, inklusive und reflektierte Auseinandersetzung mit gesellschaftlich relevanten Zukunftsthemen. Sie zeigt, wie digitale Teilhabe verantwortungsvoll gestaltet werden kann und wie zivilgesellschaftliche Organisationen als Brückenbauer zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Gruppen wirken. Die Veranstaltung inspiriert damit nicht nur die Teilnehmenden, sondern setzt auch Impulse für die Weiterentwicklung von Beteiligungsformaten und den Abbau digitaler Ungleichheiten.

Beitrag zur nachhaltigen Sicherung des freiwilligen Engagements
Die Tagung legt den Fokus auf die nachhaltige Stärkung freiwilligen Engagements durch die
Vermittlung von Wissen, Kompetenzen und Best Practices im Umgang mit digitalen
Beteiligungsformaten. Die Teilnehmenden erhalten Impulse, wie sie digitale Teilhabe langfristig in ihren Organisationen verankern und an die jeweiligen lokalen, regionalen und nationalen
Gegebenheiten anpassen können. Die Vernetzung unterschiedlicher Akteur*innen fördert zudem dauerhafte Kooperationen und Synergien, die über die Tagung hinaus wirken.

Längerfristige, vorbildliche, nachhaltige oder besondere Tätigkeiten
Mit der kritischen Auseinandersetzung zu digitaler Teilhabe und der Rolle des Dritten Sektors setzt die Tagung einen zukunftsweisenden Standard für die nachhaltige Entwicklung und Förderung freiwilligen Engagements. Sie zeigt auf, wie zivilgesellschaftliche Organisationen als Lern- und Ermöglichungsräume agieren und innovative, inklusive Beteiligungsformate entwickeln können.

Wissenschaftliche Auseinandersetzung und Expertise
Die Tagung bringt Expertinnen aus Wissenschaft, Praxis und Politik zusammen und fördert den
Austausch zu aktuellen Forschungsergebnissen, neuen Formen des Engagements und rechtlichen Rahmenbedingungen. Die wissenschaftliche Fundierung der Inhalte gewährleistet eine hohe Qualität der Diskussion und trägt zur Weiterentwicklung des freiwilligen Engagements bei.


Ziel der Tagung

Die Tagung thematisiert die Bedeutung freiwilligen Engagements für demokratische Teilhabe in
digitalen Kontexten und zeigt praxisnahe Wege auf, wie der Dritte Sektor gezielt zur Förderung
digitaler Kompetenzen von Engagierten beitragen kann. Im Fokus stehen innovative, partizipativ
entwickelte Ansätze zur Stärkung der Mitwirkungspotenziale bislang unterrepräsentierter Gruppen. Der Dritte Sektor wird dabei als Lern- und Handlungsraum sichtbar gemacht, in dem neue Formate für digitale Teilhabe entwickelt, reflektiert und verbreitet werden.