Die Geschichte meines Namens

Ein Kennenlernen der besonderen Art

Ich kenne kaum eine schönere Art, sich kennenzulernen, als über die Geschichte des eigenen Namens. In vielen Betzavta-Seminaren steht sie am Anfang. Sie symbolisiert unser Recht auf eine eigene Identität, sie ist Teil unserer ganz persönlichen Geschichte und sie gibt häufig einen Mini-Einblick in die Welt unserer Eltern/Vorfahren. Für Gruppen, die sich bereits kennen, eröffnet Die Geschichte meines Namens nicht selten eine neue Ebene des Miteinanders.

Einführung

Bitten Sie die Teilnehmende, ein paar kleine Geschichten zu ihrem Vornamen bzw. zu dem Namen zu erzählen, mit dem sie angesprochen werden möchten. Ideen für Geschichten können sein:

  • Welche Geschichten gibt es rund um den eigenen Namen?
  • Wer hat Dir den Namen gegeben? Warum war es gerade diese Person?
  • Warum bekamst Du ausgerechnet diesen Namen?
  • Wurde der Name abgeändert, verkürzt, Spitznamen gegeben, …? Und wie fandest Du das? Spitznamen müssen nicht genannt werden!
  • Was bedeutet der Name?
  • Ist der Name eher selten oder war er (zu der Zeit) weit verbreitet?
  • Welchen Ursprung hat der Name (entspringt er einer Religion, einer Kultur, …)?
  • Gab es zur Zeit der eigenen Geburt bestimmte Traditionen der Namensgebung und wurden diese eingehalten – oder vielleicht auch geraden nicht?
  • Wurde der Namen bei der Einreise in ein anderes Land geändert? Wurde/wird der Name in dem Land weiterhin so ausgesprochen, wie im Herkunftsland? Haben sich die Buchstaben geändert, weil sich z.B. das Alphabet geändert hat?
  • Im Falle einer Migration: ist der Name der „alte“ geblieben?  Und wenn nein, wer hat das entschieden?
  • Wie gefällt Dir Dein Name? Würdest Du lieber anders heißen? Und möchtest Du das jetzt ausprobieren?
  • ….

Durchführung

Lassen Sie die Menschen ihre persönliche Geschichte erzählen. Nehmen Sie sich Zeit und genießen Sie die Geschichten, die geteilt werden. Lassen Sie die Teilnehmenden gerne selbst bestimmen, wann sie ihre Geschichte teilen möchten und gehen Sie nur der Reihe nach, wenn sich Menschen nur zögerlich zu Wort melden.

In Seminaren bitte ich alle, den Namen, mit dem sie im Seminar angesprochen werden möchten, auf ein Namensetikett zu schreiben. Dabei muss es nicht der Name sein, mit dem sie sonst angesprochen werden. Diese kleine Einladung hat schon einige berührende Geschichten zu Tage gefördert.

Reflexion

Notieren Sie (in Gedanken), welche Arten von Geschichten geteilt wurden. Machen Sie zum Abschluss darauf aufmerksam. Dies kann z.B. sein:

  • Wer hat den Namen vergeben? Gibt es dazu Traditionen?
  • Manche Menschen tragen mehrere Namen. Verbirgt sich dahinter eine Tradition und wenn ja, welche?
  • Es gibt Namen mit religiösen Ursprung, andere haben eine Bedeutung aus der Natur, wieder andere sind z.B. politische Statements oder Namen von berühmten (Film-)Persönlichkeiten.
  • Mit der Vergabe von Spitznamen sind nicht selten erste Diskriminierungserfahrungen verbunden.
  • Welche Rolle spiel(t)en die Behörden? Beispiele:
    • In Deutschland gab es lange Zeit ein enges Namensrecht, den Babys konnte nicht jeder Name gegeben werden.
    • Menschen, die nach Deutschland eingewandert sind und deren Namen in einem anderen Alphabet geschrieben wurden, mussten ihren Namen dem lateinischen/deutschen Alphabet anpassen. Wer entschied, wie der Name geschrieben bzw. eingedeutscht wurde?
  • Manchmal bekommen Menschen einen Namen einer geliebten anderen Person oder es gibt Familientraditionen der Namensvergabe.

Machen Sie darauf aufmerksam, dass jeder Mensch das Recht auf eine eigene Identität hat. Zugleich haben wir unseren Namen in den allermeisten Fällen nicht selbst gewählt, er wurde uns verliehen und wir müssen mit ihm leben. Wie es uns mit unserem Namen geht, hängt nicht unwesentlich auch von unseren Mitmenschen ab: sprechen sie uns so an, wie wir gerne angesprochen werden möchten? Oder geben sie uns andere Namen?

Viel Freude beim Ausprobieren!

Betzavta – Die Methode des Adam Institute

Betzavta – Die Methode des Adam Institute ist ein Demokratie- und Friedens-Programm, das Menschen miteinander in Kontakt über Themen der Demokratie bringt. Die Geschichte meines Namens ist häufig der Auftakt in Betzavta-Seminaren.

Betzavta lernte ich 1995 in Israel am Adam Institute für Demokratie und Frieden kennen. Seitdem hat mich die Methode nicht mehr losgelassen: Sie spricht den ganzen Menschen an, mit all seinen Sinnen, Gedanken und Gefühlen. Sie lässt uns Teilhaben an dem Erfahren und dem Erspüren, was das Besondere an den Menschenrechten und der Demokratie ist, die uns allen die gleichen Freiheitsrechte verbriefen.

Die Aktivitäten sind oft spielerisch und kreativ, manche sind sportlich, andere kognitiv. Alle geben Anlass, miteinander in konkrete Aushandlungsprozesse zu treten, ohne dass sich die Facilitator*innen – wie die Moderator*innen genannt werden – einmischen. Im Anschluss reflektieren alle gemeinsam, was passiert ist, wie es ihnen damit geht und wie sie als Gruppe mit den Menschenrechten umgegangen sind.

Vor Konflikten werden die Augen nicht verschlossen. Vielmehr werden sie willkommen geheißen, da sie realen Anlass geben, die Konfliktlösungsmethode des Adam Institute kennenzulernen und Lösungen zu finden, die ohne Kompromisse oder Zugeständnisse auskommen.

Mehr Informationen und Angebote zu Seminaren, Ausbildungen, Inhouse-Schulungen und Vorträgen gibt es unter www.betzavta-trainings.de

Resonanz von Teilnehmer*innen